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Shakespeare in Editions

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„Der grosse Meister“, „der Schwan von Avon“ oder auch „Anonymous“ – der Autor von Theaterstücken wie Romeo und Julia, Hamlet oder Ein Sommernachtstraum kennt viele Namen. Die meisten Theaterstücke Shakespeares sind im „First Folio“ überliefert – der ersten gedruckten Sammlung seiner Theaterstücke. In der kritischen Literatur zu Shakespeare werden jedoch immer wieder andere Versionen zitiert – spätere, teilweise unvollständige Drucke; Drucke, die weitere Stücke enthalten; oder Quellen, deren Autorenschaft bei Shakespeare vermutet wird.

Im Vergleich zu Shakespeares Zeit stehen uns heute viel mehr verschiedene Shakespeare-Ausgaben zur Verfügung – günstige Massenprodukte stehen teuren Sammelausgaben gegenüber, sorgfältig kritisch edierte und zweisprachige Ausgaben verdoppeln gut und gerne die Seitenzahl des eigentlichen Theaterstücks, usw. Bei der ganzen Masse an verschiedenen Editionen ist es natürlich nicht ganz einfach, die richtige für sich zu finden. Darum sind unten einige Editionen aufgelistet und miteinander verglichen.

Die Günstigen

Das Internet macht es möglich: Klassiker der Weltliteratur sind heute für jedermann frei zugänglich. Das Copyright für Shakespeares Texte ist mit seinem Tod vor 398 Jahren längstens erloschen. Das deutsche Projekt Gutenberg bietet Shakespeare in unterschiedlichen deutschen Übersetzungen, das englische Project Gutenberg bietet sie in englischer Sprache – alles kostenlos.

Die günstigsten gedruckten englischen Shakespeare-Ausgaben, die mir bisher untergekommen sind, sind die Dover Thrift Editions, herausgegeben von der Dover Publications Inc in New York. Trotz des kleinen Preises von 3 bis 4 Franken warten diese Editionen mit erklärenden Fussnoten auf. Die Bände sind sehr dünn und leicht, lassen sich also problemlos auf Reisen mitnehmen. Die Dover Thrift Editions eignen sich gut als Alternative zu den digitalen Versionen, für alle, die lieber einen gedruckten Text in der Hand halten.

doverthrifteditions

Die Unkomplizierten

Klar, Shakespeare in Originalsprache zu lesen, ist nicht gerade das einfachste, das man sich vorstellen kann. Aber keine Sorge, auch dafür gibt es dich richtigen Ausgaben. Wer sich in seinem Englisch im Allgemeinen nicht so sicher ist, sollte auf eine zweisprachige Ausgabe zurückgreifen. Die besten in diesem Segment, die ich kenne, sind die orangen Reclamhefte. Preislich liegen sie im Segment zwischen 5 bis 25 Franken, je nach Theaterstück (und folglich der Menge an Kommentaren). Sie zeigen auf der linken Seite den englischen Originaltext, auf der rechten Seite ist eine Übersetzung ins Deutsche abgedruckt. Gleich sind auch die zweisprachigen Ausgaben aus dem dtv-Verlag aufgebaut; diese kann ich aber nicht empfehlen, da ich in meiner Ausgabe von Viel Lärm um Nichts/Much Ado About Nothing im englischen Text viele (Druck-)Fehler gefunden habe. Beide, Reclam und dtv bieten einen Anmerkungsapparat am Ende des Buches und eine Bibliographie weiterführender Literatur.

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Wer sich im modernen Englisch sicher fühlt, mit dem frühmodernen Englisch Shakespeares aber nicht ganz zurecht kommt, sollte sich die No Fear Shakespeare-Ausgaben von Sparknotes näher ansehen. „The Play Plus A Translation Anyone Can Understand“ – dieser Untertitel erklährt wohl alles. Die No Fear-Shakespeare-Ausgaben stellen den Originaltext Shakespeares, ähnlich einer zweisprachigen Ausgabe, einer Übertragung ins moderne Englisch des Textes gegenüber. Die Stücke sind sowohl online (kostenlos) verfügbar als auch in gedruckter Form. Gedruckt kosten die Stücke um die 10 Franken.

Die Akademischen

arden

Für alle Shakespearefaszinierten gibt es ausführlich kommentierte Ausgaben, wie etwa diejenigen von Arden Shakespeare oder aus den Oxford World’s Classics. Diese Editionen eignen sich meistens eher schlecht, um damit zu reisen, da sie gut und gerne um die 200 Seiten umfassen, da vor dem Stück eine ausführliche Introduction, nach dem Stück ausführliche Anmerkungen und im Stück ausführliche Fussnoten und Quellenkommentare steht.  Bei den Arden-Ausgaben ist das in einem grösseren Ausmass als bei den Oxford-Ausgaben der Fall; ich persönlich mag die Ardens aber gerade darum sehr gerne. Und niemand zwingt einen dazu, alle Kommentare und das ganze „Drumherum“ auch zu lesen. Die Arden Shakespeares liegen preislich zwischen 15 und 25 Franken – was meiner Meinung nach sehr günstig ist, wenn man betrachtet, was man alles geliefert bekommt. Antiquarisch gibt es die erste und zweite Serie der Ardens übrigens sehr günstig; die aktuellsten Ausgaben sind moment diejenigen der dritten Serie.

Viele mehr

Natürlich gibt es unzählige weitere Shakespeare-Ausgaben. Wer gerne alles beieinander hat, kann sich natürlich auch eine Sammelausgabe (Complete Works) besorgen – bedenkt einfach, dass solche Gesamtausgaben meist eher unhandlich sind. Und wer es gerne richtig teuer hätte, kann sich mal nach einem First-Folio-Faksimile umsehen. Schlussendlich soll die Lektüre von Shakespeare Spass machen – und das geht am besten, indem man ein Theaterstück aufgeführt sieht. Und dort benötigt man keine einzige der vielzähligen Ausgaben.