Moers, Walter – Ensel und Krete

enselundkrete

Inhalt: Die beiden Fhernhachenzwergenkinder Ensel und Krete machen gemeinsam mit ihren Eltern Urlaub in Bauming, der idyllischen Buntbären-Touristenstadt mitten im Grossen Wald auf dem zamonischen Kontinent. Der friedliche Urlaub nimmt aber eine böse Wendung, als die Geschwister den sicheren Weg verlassen und in den dunklen, gefährlichen Wald marschieren. Und dann schaltet sich auch noch der Autor der Geschichte mit seinen Mythenmetzschen Abschweifungen ein. Ein Buch voller Überraschungen.

Stichworte: Zamonien – Humor – Märchen – Metaliteratur

Erster Satz: Wenn man in Zamonien das Bedürfnis nach vollkommener Harmonie hatte, dann machte man Ferien im Grossen Wald.

+ Wenn ich einen Moers in die Hand nehme, kann ich eigentlich sicher sein, dass mir die Lektüre des Buches grossen Spass bereiten wird – so auch im Falle von Ensel und Kretel. Zamonien ist als Kontinent so sehr bis ins kleinste Detail beschrieben, dass ich mich für die Zeit des Lesens wirklich dorthin versetzt fühle und absolut in der Geschichte versinken kann. Für mich ist diese Welt stimmig, selbst wenn es Widersprüche darin zu geben scheint – denn diese sind genauso wie Regelmässigkeiten Eigenschaft Zamoniens. In Zamonien ist einfach alles möglich. Oder jedenfalls in zamonischen Erzählungen. 😉

+ Dies bringt mich zum nächsten Punkt der Metaliteratur (Literatur über Literatur): Auch wenn bereits in Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär einige Handgriffe des Literaturschaffens aufs Korn genommen wurden (z.B. bei den Lügengladiatoren), wird dies in Ensel und Krete in einem starken Ausmass weitergeführt und verstärkt. (Die Stadt der Träumenden Bücher ist erst später erschienen, bietet aber eine andere Form der Metaliteratur, meiner Meinung nach.) So mutiert das Buch eigentlich fast mehr zu einem Buch über das Bücherschreiben und das Märchen tritt stellenweise stark in den Hintergrund. Das mag den einen oder anderen stören, ich fand es jedoch genial. In meinem Sprachstudium habe ich bereits genug gelernt, um auch die etwas besser versteckten Andeutungen mitzukriegen und hatte darum zeitweise ein reines Gaudi währends des Lesens.

+ Auch wenn ich das Buch im Taschenbuchformat gelesen habe, war auch dieses mal die Aufmachung und Gestaltung wie immer hervorragend, gerade, weil Moers seine Werke nicht nur illustriert, sondern auch mit grafischen/typografischen Effekten arbeitet (z.B. Textgrösse verändern, bei leiser werdenden Stimmen oder bei grossem Lärm). Das Buch ist frech und aufmüpfig und das äussert sich auch in dessen Gestaltung.

+ Der Humor Walter Moers trifft meinen Humor recht gut und hat mich öfters zum Schmunzeln (und einmal – in einer Mythenmetzschen Abschweifung – ich sage nur „Brummli“) zum lauten Herauslachen brachte.

= Auch wenn Walter Moers seine Fantasiewelt bis ins kleinste Detail beschreibt, dienen die beiden Hauptcharaktere Ensel und Krete als Projektionsebene für den Leser: Anstelle einer starken und tiefen Zeichnung der Charaktere bieten die beiden eher Identifikationsraum und ermöglichen das Eintauchen in die Geschichte (im Gegensatz zu Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär oder Die Stadt der Träumenden Bücher, in der die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt ist). Anders verhält es sich mit der Autorenfigur Hildegunst von Mythenmetz, zu welchem dem Leser eine Introspektion ermöglicht wird – nicht zuletzt durch die angehängte „halbe Biographie“ eben jenes.

Das Ende. Ja, das Ende. Eigentlich kommt das Ende in Walter Moers‘ Büchern immer zu früh, weil man einfach gerne noch in dieser wunderbaren (und wunderlichen) Welt verweilen würde, aber für mich ist die Geschichte am Ende einfach noch nicht ganz auserzählt. Ensel und Krete ist auch bedeutend kürzer als alle Erzählungen von Moers, die ich bis jetzt gelesen habe und hat, meiner Meinung nach, das ’schlechteste‘ (aber irgendwo doch auch ein sehr formentreues) Ende – auch wenn ich fast gestorben wäre, als in Das Labyrinth der Träumenden Bücher die Geschichte am Ende erst richtig begann.

Fakten:
Walter Moers
Ensel und Krete. Ein Märchen aus Zamonien von Hildegunst von Mythenmetz. Aus dem Zamonischen übertragen, illustriert und mit einer halben Biographie des Dichters versehen von Walter Moers. Mit Erläuterungen aus dem Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung von Professor Dr. Abdul Nachtigaller.
Goldmann, 2002, Taschenbuchausgabe, 255 Seiten
ISBN 978 3 442 45017 6

Ähnlich wie: andere Walter-Moers-Bücher, Scheibenweltromane, Harry Potter (meine Meinung XD, ich finde, der Wald und einige Elemente der Erzählungen haben Ähnlichkeiten zu Harry Potter.)

Fazit: Einmal mehr vermochte es, Walter Moers mich mit einer seiner Geschichten absolut zu begeistern. Ich liebe den einfach zu lesenden Schreibstil, der trotzdem sehr ausgefallen, bunt und ‚reich‘ ist. Besonders gut gefallen haben mir die Mythenmetzschen Abschweifungen, weil sie das Bücherschreiben auf humoristische Art und Weise auf den Arm nehmen, zur gleichen Zeit aber auch den Leser daran erinnern, dass Lesen eine aktive Sache ist und man sich ab und an Gedanken darüber machen sollte, was man da gerade liest und ob man es so für bahre Münze nehmen will oder nicht. 4 von 5 Lesezeichen.

  

2 Kommentare zu „Moers, Walter – Ensel und Krete

  1. Ich mag Ensel und Krete nicht so gerne … die Geschichte ansich ist mir irgendwie zu verworren und führt ja am Ende zu nichts ^^
    Die Mythenmetzschen Abschweifungen stören mich dabei eher weniger, die finde ich teils sogar ganz interessant, aber die Story selbst reizt mich nicht so sehr. Dabei mag ich Moers ja eigentlich auch sehr gerne … trotzdem war das Labyrinth der träumenden Bücher für mich noch unbefriedigender 😉

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