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Tschan, Patrick – Keller fehlt ein Wort

Inhalt: Eines Tages, als Keller am Frühstückstisch sitzt, weiss er nicht mehr wie dieses Ding heisst, in welches man Kaffe oder auch Tee giessen kann. Als er nach und nach mehr Wörter verliert und es ihm nach einem zweiten Hirnschlag wortwörtlich die Sprache verschlägt, beginnt für Keller eine Reise hin zur Macht über die Sprache. Seine Wege führen ihn nicht nur zur Sprache, sondern auch zu ihm selbst.

Stichworte: Sprachverlust – Aphasie – Leben

Erster Satz: Keller fühlte sich unfassbar wie sein Schatten.

+ Der Schreibstil Patrick Tschans nahm mich von der ersten Seite an sanft an der Hand und zog mich dann stetig, aber souverän in seinen Bann. So poetisch der Autor schreibt, so verständlich bleibt er auch dabei und man erlebt durch diese bildhafte Sprache und den subtilen Ideen das Schicksal der Hauptfigur Keller hautnah. Wie Patrick Tschan die Gedankengänge Kellers zu Papier bringt, ist schlicht und einfach phänomenal!
+ Den Charakteren im Roman ist man auf unerklärliche Weise gleichzeitig sehr nah und auch sehr fern. Manchmal hat man das Gefühl, sie persönlich und schon seit immer zu kennen, manchmal stellen sie einen vor Rätsel. Vor allem dem Charakter Keller sieht man, da seine Gedanken sehr ausführlich beschrieben werden, mitten in die Persönlichkeit. Andere Charaktere bleiben teilweise etwas stumpf, nicht aber ohne doch in der einen oder anderen Szene individuell aufzutreten.
+ Obwohl die Geschichte von einem schweren Schicksalsschlag erzählt, bleibt ein gewisser Humor keineswegs auf der Strecke. Ich finde, Patrick Tschan hat eine gute Mischung zwischen tragisch und aberwitzig gefunden. Das Thema an sich ist sehr packend, wird aber von dem tollen Schreibstil unterstützt.

= Ich kann ehrlich gesagt nicht genau zuordnen, wo der gemeinsame Nenner zwischen Geschichte und Coverbild ist – aber ich kann auch nicht behaupten, das Cover unpassend zur Erzählung zu empfinden. Irgendwie passt es. Vielleicht, weil man darauf einen Mann sieht – der einsam auf einem Weg in die Ferne geht. Es stellt also eigentlich Kellers (anfängliche) Situation bildlich dar.

– Das Ende hat mir persönlich nicht so gefallen, wahrscheinlich, weil ich es einfach nicht richtig verstanden habe. Es mutet recht skurril an und bleibt doch recht offen. Wirklich wissen, wie Kellers Weg weitergeht, ob er der Sprache wieder Herr wird usw. erfährt der Leser nicht wirklich. Da mir die Geschichte auch so gut gefallen hat, wollte ich nicht, dass sie schon zu Ende geht. Das beeinflusst meine Meinung gegenüber des Schlusses natürlich auch.

Fakten: Patrick Tschan – Keller fehlt ein Wort – braumüller literaturverlag – Roman – 2010 – ISBN 978 3 99200 020 3 – 287Seiten

Empfehlung  an: Sprachinteressierte Leser, welche gerne in die Gedankenwelt eines an Aphasie erkrankten Menschen schauen möchten.

Fazit: Vor allem der Schreibstil, diese poetische Art medizinische Fakten zu erklären, hat mir am Buch gefallen, ganz zu schweigen von der interessanten Geschichte.

Mir fehlen die Worte…oder auch nicht.

In Worten: Dieser Monat war einfach nur phantastisch, was das Lesen angeht – sowohl qualitativ als auch quantitativ! Diesen Monat habe ich viele Bücher gelesen, die mir sehr gut gefallen haben. Ja, wenn ich es mir jetzt überlege, ich glaube, ich habe keinem der Bücher weniger als 4 von 5 Sternen vergeben.

„Krabat“ von Otfried Preussler wollte ich schon sehr lange mal lesen, als ich das Kinderbuch dann günstig in der Bücher Brocky erwerben konnte, nahm ich die Chance natürlich wahr. Leider habe ich den Film schon vor der Lektüre gesehen.

Ein weiteres Highlight diesen Monat war auf jeden Fall Charlotte Roches „Feuchtgebiete“, welches mich nicht annähernd so schockierte, wie ich das erwartet hatte. Die Rezension dazu ist bereits geschrieben, sie wird irgendwann mal noch online gehen. 😉

Ansonsten hatte ich meine helle Freude an „African Boogie“ von Helmut Barz, welches mir im Rahmen einer Lovelybooks-Leserunde zur Verfügung gestellt wurde. Glücklicherweise bin ich nun auch bei der Leserunde zum ersten Band der Reihe mit dabei.

Dank lesefieber.ch bin ich diesen Monat auf „Keller fehlt ein Wort“ von Patrick Tschan gestossen. Ein wirklich tolles Buch, zu welchem eine Rezension ebenfalls noch folgen wird.

Und diesen Monat habe ich meinen ertsen Willemsen gelsen, hört, hört! Gefallen hat mir dieses Buch ebenfalls sehr gut, ich mochte diese kurzen Episoden aus der Reise durch ein Deutschland, welches mir sowieso nicht sehr bekannt ist, hier aber auf eine sehr ungewöhnliche, aber faszinierende Weise beschrieben wird.

Diesen Monat gelesen habe ich:

  1. Neff, Henry H. – The Tapestry, The Second Siege – Random House – gelesen bis 2. August 2011 – 476 Seiten – Englisch
  2. Preussler, Otfried – Krabat – Thienemann – gelesen bis 3. August 2011 – 255 Seiten
  3. Roche, Charlotte – Feuchtgebiete – Dumont – gelesen am 10. August 2011 – 219 Seiten
  4. Lütje, Susanne – Hamlettas wilder Sommer – Fischer Schatzinsel – gelesen am 11. August 2011 – 126 Seiten
  5. Barz, Helmut – African Boogie, Ein Katharina-Klein-Krimi – Sutton Krimi – gelesen bis 16. August 2011 – 382 Seiten – Rezensionsexemplar
  6. Die schönsten Märchen und Erzählungen aus 1001 Nacht – Krone Verlag – gelesen bis 18. August 2011 – 200 Seiten
  7. Tschan, Patrick – Keller fehlt ein Wort – braumüller literaturverlag – gelesen bis 20. August 2011 – 288 Seiten
  8. Pratchett, Terry – Equal Rites, The Third Discworld Novel – Corgi Books – gelesen bis 25. August 2011 – 282 Seiten – Englisch
  9. Willemsen, Roger – Deutschlandreise – Eichborn Berlin – gelesen bis 30. August 2011 – 206 Seiten

In Zahlen (Vergleich zu Vormonat):
Gelesene Bücher: 9 (+ 5)
– davon Deutsch: 7 (+ 4)
– davon Englisch: 2 (+ 1)
Gelesene Seitenanzahl: 2434 (+ 1347)
– davon Deutsch: 1676 (+ 895)
– davon Englisch: 758 (+ 452)

Wie ihr bestimmt bemerkt habt, bin ich immer noch sehr begeistert von meiner August-Lektüre und das eine oder andere Buch wird bestimmt noch bis in den September oder länger nachklingen.